Die Beobachtung der Mundstellungen und Mundbewegungen ist selbst für normal Hörende sehr nützlich. Für die Schwerhörigen und Tauben ist es aber eine Notwendigkeit.
Die Anfänge der heutigen Hörtaktik
Als wäre die fehlenden Unterstützung nicht schon genug, lebten seinerzeit viele Menschen mit Behinderung an der Armutsgrenze. Nicht zuletzt auch deshalb nahm Margarethe das Heft in die Hand und brachte – zunächst anonym – eine Broschüre mit dem Titel Hephata!** heraus, wie später auch der Verein, den sie gründete, heißen sollte. Im Untertitel: „Ein Wort an Schwerhörige und Taube von einer Leidensgenossin.“ Darin setzte sie sich mit verschiedenen Möglichkeiten auseinander, die schwerhörige oder ertaubte Menschen haben, um mit ihrer Behinderung konstruktiv umzugehen.
Es war Margarethe stets ein Anliegen, Hilfe zur Schwerhörigen-Selbsthilfe zu geben, anzuleiten und zu zeigen, dass auch Hörgeschädigte ein reiches und schönes Leben führen können. In dem Heft ging es ihr weniger um medizinische als weitestgehend praktische Fragestellungen. So brachte sie zum einen die damals erhältlichen Hörhilfsmittel wie Hörrohre, Hörschläuche und Hörfächer zur Sprache und erklärte sie. Zum anderen thematisierte sie die Kunst des Lippenabsehens ausführlich und widmete sich außerdem eingehend der Körpersprache. Heute würde man das mit dem Begriff Hörtaktik umschreiben. Später wurden eigens Kurse organisiert, die das Lippenabsehen zum Gegenstand hatten.
Anm.: **Der Begriff „Hephata“ im Neuen Testament bedeutet so viel wie: „Tu dich auf.“ In dem Gleichnis aus dem Markus-Evangelium lernt ein Tauber wieder hören und sprechen. Nicht umsonst ließ Margarethe eben dieses Wort über ihrem Hausaltar anbringen.