Ein gesunder Mensch hat tausend Wünsche. Ein kranker nur einen.
(Lebensweisheit aus Indien) 

Jeder 6. Deutsche hat ein Problem mit seinem Gehör. Von diesen sind 6 Millionen so schwer betroffen, dass sie mit technischen Hilfsmitteln wie Hörgeräten versorgt werden müssten. Das Problem: Nur etwa 3,5 Millionen Betroffene tragen ein Hörgerät. Trotzdem sind Schwerhörigkeit und ihre Symptomatik in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Der Anteil der Hörgeschädigten unter den Erwachsenen liegt bei rund 16 Prozent, während ab dem 50. Lebensjahr die Anzahl der von einer Hörschädigung Betroffenen exponentiell steigt. Bei den über 70-Jährigen haben bereits zwei Drittel ein Hördefizit.*

Zu den häufigsten Ursachen eines teilweisen oder kompletten Ausfalls des Hörempfindens zählen Unfälle, medikamentöse Nebenwirkungen, ein Hörsturz, eine genetisch bedingte Hörstörung und vor allem eine Vielzahl an Erkrankungen. Das können Erkrankungen im Ohr selbst sein oder auch solche der Gehörbahnen im Gehirn. Auch Infektionskrankheiten verursachen häufig eine Hörbeeinträchtigung (z.B. Röteln, Meningitis). Man unterscheidet im Wesentlichen zwischen drei Arten von Hörstörungen: Der Schallleistungsschwerhörigkeit (Probleme im Außen- und Mittelohr), der Schallempfindungsschwerhörigkeit (Probleme im Innenohr) sowie dem kombinierten Hörverlust (Kombination aus beidem).

Schwerhörigkeit ist nicht gleich Gehörlosigkeit

Noch heute wird in der öffentlichen Wahrnehmung Schwerhörigkeit oft mit Gebärdensprache in Verbindung gebracht, was mitunter damit zu tun hat, dass die Kommunikation durch Gebärden ins Auge fällt. Menschen, die gebärden, sind fast ausnahmslos von Geburt an gehörlos (beidseitig taub) und entscheiden sich ganz bewusst für die „Gehörlosenkultur“ und für die Gebärdensprache. Das bedeutet umgekehrt aber nicht, dass Kinder, die heute einseitig oder beidseitig taub zur Welt kommen, zwangsläufig von der Lautsprache ausgeschlossen sein müssen. Im Gegenteil! Schon Kleinkinder mit einer hochgradigen Hörschädigung „können“ mit einer elektronischen Hörprothese (Cochlea-Implantat) versorgt werden. Die Diskussion zu diesem Thema ist seit Jahrzehnten kontrovers und würde den Rahmen hier sprengen, um näher darauf einzugehen.

Letztlich muss jeder selbst für sich oder sein Kind entscheiden, welchen Weg er gehen möchte. In Relation zur Gesamtheit aller Menschen mit einer hochgradigen Hörschädigung oder Ertaubung macht die Gruppe der „Gehörlosen“ allerdings nur einen sehr kleinen Teil aus. Denn die Zahl der hochgradig schwerhörigen Menschen, die lautsprachlich kommunizieren, beträgt immerhin das 15-fache der Gehörlosen.* Dennoch wird ihre Behinderung von der Gesellschaft im Allgemeinen wenig bis kaum ernst genommen. Und noch immer erhalten diese Menschen zu wenig Fürsprache und Unterstützung. Eine Lobby haben sie − noch immer − nicht.

Mehr Aufklärung über Schwerhörigkeit und ihre Folgen in der Gesellschaft

Einer der wichtigsten Gründe für diesen Umstand liegt auf der Hand: Schwerhörige Menschen, die ihre Hörschädigung in aller Regel erst im Laufe ihres Lebens erworben haben, bewegen sich in einer lautsprachlich kommunizierenden Umgebung. Sie haben sich zeitlebens in einem hörenden Lebenskreis bewegt: Ihre Partner und Freunde ebenso wie ihr Arbeits-, soziales und kulturelles Umfeld sind „hörend“.

Umso einschneidender für ihr gesamtes Leben ist es dann, wenn sie oftmals ganz plötzlich von der ihnen vertrauten Kommunikation über die Lautsprache abgeschnitten werden. Glücklicherweise gibt es heute vielfältige technische Möglichkeiten, sich die lautsprachliche Welt zurückzuerobern. Auch erlernen einige parallel zum Prozess des Wieder-Hören-Lernens die Gebärdensprache. Allerdings ist diese in der Regel nur für die wenigsten eine sinnvolle Option.

Wegen der Unsichtbarkeit ihrer Hörschädigung stoßen schwerhörige Menschen in ihrem gewohnten Umfeld oft auf Unverständnis, Ungeduld und Ablehnung. Die fortgesetzten Missverständnisse und Hindernisse werden als frustrierend empfunden. Deshalb neigen viele dazu, ihre Hörschädigung so gut es geht zu verbergen. Die Folgen können Isolierung und sozialer Rückzug sein, zumal schwerhörige Menschen ohne entsprechende medizinische und audiologische Versorgung von „normalen“ Kommunikationsprozessen ausgeschlossen sind. Im schlimmsten Fall kann das den Verlust des Arbeitsplatzes zur Folge haben, das gesamte Leben gerät ins Wanken.

Soweit sollte es keinesfalls kommen. Deshalb engagiert sich die Margarethe von Witzleben Gemeinschaftsstiftung dafür, das Thema Schwerhörigkeit und die damit zusammenhängende Problematik mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und gemeinsam mit dem Deutschen Schwerhörigenbund Aufklärungsarbeit zu leisten. Denn Schwerhörigkeit oder Taubheit können im Laufe eines Lebens jeden treffen, jederzeit. Umso wichtiger ist es, die Thematik stärker ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und diese für die Thematik Schwerhörigkeit und ihre Folgen zu sensibilisieren!

*Zahlen: Deutscher Schwerhörigenbund (DSB), bei dem Sie genauere statistische Angaben zum Thema Hörverlust und Hörschädigung finden.

VIDEOS ZU DEN THEMEN HÖREN & HÖRSTÖRUNGEN

Wie funktioniert Hören eigentlich? Hier sehen Sie, wie das Ohr aufgebaut ist und welche Prozesse es steuert. Auch die folgende Animation zeigt auf anschauliche Weise, was genau passiert, wenn Schallwellen in unser Ohr eindringen. Die folgende Animation geht zudem auf mögliche Ursachen von Hörverlust und Hörschwächen ein. (Ein Untertitel ist bei allen Filmen aktivierbar. Die unterstrichenen Links führen direkt zu Youtube, wobei Sie automatisch Nutzerdaten an Google (USA) weitergeben.)
Das Universitätsklinikum Dresden erklärt auf seiner Webseite anhand kurzer Video-Clips die Hörstörungen Schallleitungsschwerhörigkeit, Schallempfindungsschwerhörigkeit sowie den kombinierten Hörverlust.
Auf Youtube finden Sie darüber hinaus eine Menge weiterer Videos rund um das Thema Hören.

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